Studie :Studie „Beteiligung von Kindern im Kita-Alltag“ (BiKA)
Die BIKA-Studie untersuchte und beoachtete deutschlandweit von 2018 bis 2020 die Partizipations- und Interaktionsqualität von pädagogischen Fachkräften in drei Schlüsselsituationen: Spielsituation (wenig strukturiert), dialogische Buchbetrachtung (durch Material vorstrukturiert) und das Mittagessen (hochstrukturiert und ritualisierte Sequenz). In Kombination mit Fragebögen der Elternteile und der Fachkräfte wurden Korrelationen des Beobachteten zu Ergebnissen der Fragenbögen hergeleitet.
Grundannahme und Grundhaltung:
- Die Wahrung des Kinderrechts auf Partizipation geht einher mit der Wahrung des Kinderrechts auf Schutz
Einige der zentralen Erkenntnisse der Studie sind:
- Eigene Partizipationserfahrungen von Fachkräften und Eltern bezogen auf das Essen werden in die Erziehungsziele übernommen.
- Eine pessimistische Einstellung zu Partizipation von Fachkräften spiegelt sich in nahezu allen Bereichen der Gestaltung der partizipativen Umgebung wider.
- Weniger strukturierte Situationen bieten Kindern mehr Selbstbestimmung, Partizipationsmöglichkeiten und Selbstwirksamkeitsgelegenheiten als stärker strukturierte Situationen. In den Schlüsselsituationen Spielen und Buchbetrachtung können Kinder häufiger selbstbestimmt agieren oder mitbestimmen. Beim Essen dagegen dominieren durchorganisierte Abläufe, die die Partizipation der Kinder zum Teil stark limitieren.
- Assistenzhandlungen sind häufig mindestens teilweise unagenmesse Assistenzhandlungen, insbesondere in der Essenssituation.
- Direktive Handlungsanweisungen und grenzüberschreitender Körperkontakt gehören für viele Kinder zum Kita-Alltag.
- Fachkräfte halten sich an Regeln, die auch für die Kinder gelten, diskriminieren oder beschämen Kinder kaum selbst, dulden teilweise jedoch Ausgrenzung und Diskriminierung unter Kindern.
- Kita-Alltag wird von Kindern noch viel zu selten als partizipative Umgebung erlebt, Kinder machen viel zu häufig Erfahrungen, die den Kriterien der Partizipation widersprechen (BIKA, S. 64)
- Der Fachkraft-Kind-Schlüssel steht in keinem Zusammenhang mit realisierten Partizipationsgelegenheiten sowie dem partizipationshemmenden Verhalten der Fachkräfte, jedoch mit der sprachlichen Interaktionsqualität.
Einige Handlungsempfehlungen der Studie sind:
- Überprüfen, wo in der Kita Partizipation einschränkendes oder hemmendes Verhalten besteht, um dies minimieren zu können (z.B. mit Sanktionen drohen oder erpressen, Körperkontakt ohne Zustimmung des Kindes, Situationen (Misserfolge) dramatisieren, Handlungen nicht ankündigen, parteiisch agieren… (BIKA, S. 65 ff)
- Rechtebegriff „Kindeswohl“ neu definieren; er muss unmittelbar an das Recht des Kindes auf Gehör und Beteiligung als Ausdruck der Subjektstellung des Kindes geknüpft sein
- Hochstrukturierte und täglich wiederholte Schlüsselsituation Essen muss verbessert werden:
- Vorrang der Routinehandlung muss der Gestaltung partizipativer Prozesse weichen
- Handlungsziele wie Vermeidung von Missgeschicken und Sauberkeit der Kleidung müssen den Kompetenzzielen Selbst- und Mitbestimmungsfähigkeit nachgeordnet werden (BIKA, S. 67f)
- Auswahl der Nahrung (nicht gegen den Willen des Kindes eine Probierportion auftun)
- Trinkangebot zu JEDER zeit
- Überflüssige Bewegungseinschränkungen reduzieren (z.B. Lätzchen unter Teller fixieren, ganz nah an den Tisch schieben …)
- Tischgespräche ermöglichen
- Biografiearbeit und Reflexion der eigenen Haltung zu Partizipation in Fort-, Weiter und Ausbildung von pädagogischen Fachkräften verankern (BIKA, S. 68 f)
aus: BIKA Abschlussbericht und Zusammenfassung der Studie von nifbe
Hier können Sie eine Zusammenfassung der Studie lesen:
Hier finden Sie den Abschluss- und Kurzbericht der Studie:
BiKA Abschlussbericht zum Download (kompetenznetzwerk-deki.de)
BiKA Kurzbericht zum Download (kompetenznetzwerk-deki.de)