Liebe Leserin, lieber Leser,
das Thema Peergroup ist uns vor allem aus der Diskussion rund um Jugendkultur bekannt. Unter einer Peergroup (englisch „peer” = Ebenbürtiger, Gleichgestellter oder Gleichaltriger) versteht man eine Gruppe mit einem großen Einfluss auf die anderen Individuen einer ähnlich zusammengesetzten Gemeinschaft. In der Erziehungswissenschaft und in der Soziologie spielt dieser Begriff eine zentrale Rolle. Zunehmend findet er auch in der Elementarpädagogik in der Kita Anwendung z.B. bei der Eingewöhnung nach dem Tübinger Modell, aber auch in anderen Bereichen im Kita-Alltag wird dem Einfluss von Gleichaltrigen immer mehr Beachtung geschenkt.
Nach dem Blick auf Jugendliche und ihr Verhalten in der Peergroup wollen wir nun den Fokus auf das Leben in der Kita-Peer richten. Dabei muss der Blick nicht zwangsläufig bei den Kindern enden – auch die Erwachsenen in der Kita, insbesondere die pädagogischen Fachkräfte, können in unser Gedankenexperiment rund um das Thema Peers einbezogen werden. Auch die Fachkräfte bilden eine Peergroup, wenngleich vermutlich weniger homogen als Kinder oder Jugendliche, da sie meist unterschiedlichen Alters sind und daher in verschiedenen Lebenswelten aufgewachsen sind. Gerade hier wird der Einfluss gemeinsamer Erfahrungen, ähnlicher Eindrücke und geteilter Geschichten auf unser Denken und Bewusstsein besonders deutlich. Die Frage, welcher Generation wir angehören, ob Boomer, Generation X/Generation Golf, Generation Y, Gen Z oder Alpha, wird heute so intensiv diskutiert wie selten vorher.
Die Solidarisierung innerhalb dieser Gruppen wird zunehmend stärker und sichtbarer. Der Verfasser dieser Zeilen, selbst ein Angehöriger der Generation Golf, bringt kindliche und jugendliche Lebenswelten aus den siebziger und achtziger Jahren als besonderen Erfahrungsschatz mit. Produkte dieser Zeit, bestimmte Fernsehsendungen, der VW Golf, voluminöse Frisuren, Musik, Schulterpolster und Ähnliches können hier beinahe als konstituierende Merkmale einer als einzigartig empfundenen Lebenswirklichkeit betrachtet werden. Ähnlich wird es auch Angehörigen der Babyboomer-Generation, der Generation Y oder der Gen Z ergehen – jede Altersgruppe empfindet ihre eigene Lebenswelt als besonders und prägend. So relativiert sich die vermeintliche Einzigartigkeit schnell im generationsübergreifenden Vergleich. Und mit der Generation Alpha geht es weiter (diese kennt der Verfasser aus der Perspektive des Vaters). Auch sie wachsen in eigenen Lebenswelten auf, in denen nur sie sich wirklich zu Hause fühlen.
Die Frage, ob uns der Blick auf die Generationen weiterbringt oder ob er nur ein besonderes Gefühl des Miteinanders hervorbringt, soll und kann hier nicht beantwortet werden, aber es ist ein wirksames Instrument, um ein wohliges Gruppengefühl zu schaffen. Solche Gemeinschaftsgefühle gibt es auch jenseits des Generationenblicks. Das kann der gleiche Beruf, ein gemeinsames Hobby oder eine ähnliche politische Haltung sein und auch unser Glaube schafft eine feste Verbindung und ein gutes Gemeinschaftsgefühl.
Ich bin gespannt, wie die Debatte um die Peers in der Kita weitergeht und bis dahin freue ich mich gemeinsam mit Ihnen, meinen Peers und allen anderen über viele lustige, spannende und bereichernde Gemeinsamkeiten und Verschiedenartigkeiten.
Ihr
Daniel Poznanski |